Tintenfisch

 

Mastigophora ? SKr35 Helgoland

Zu den Seltenheiten im Fossilbericht gehören Funde von Kalmaren, also “modernen” Tintenfischen. Weltweit gibt es nur wenige Fundstellen, an denen solche Fossilien überhaupt gefunden wurden. Dieses liegt daran, dass Kalmare fast nur aus Weichteilen bestehen die als Fossilien fast nicht überlieferbar sind. Aus der Unterkreide, dem Zeitraum zwischen 135 und 95 Millionen Jahren vor heute, waren sie bis in jüngere Zeit fast unbekannt. In der Geowissenschaftlichen Sammlung wird das Fossil eines Kalmars aus den Schwarzschiefern der Unterkreide von Helgoland (“Töck”) aufbewahrt, auf der Platte lassen sich die Reste des Schulp (inneres Stützskelett) des Tieres erkennen.

Trachyteuthis stuehmeri

Bei diesen Tintenfischen findet sich keine Kammerung wie beim Nautilus oder den Ammoniten mehr, die dem Auftrieb des Tieres im Wasser dient. Die Schale wurde statt dessen in das Innere des Körpers verlagert und hat ihre Schutzfunktion nach Außen aufgegeben. Vom Gehäuse ist nur der Schulp als Innenskelett übriggeblieben. Dadurch erreichen diese Tiere, im Gegensatz zu ihren nur fossil überlieferten Vorfahren, eine hohe Beweglichkeit und können so erfolgreich nach Beute jagen. Durch das Ausstoßen von Tinte können sie ihre ohnehin schon blitzschnelle Flucht verschleiern.
Bei einigen Kalmararten tragen die Fangarme noch Häkchen, im allgemeinen sind sie aber mit Saugnäpfen versehen. Tatsächlich lässt sich eine Struktur auf der Gesteinsplatte unseres Kalmars möglicherweise als Häkchen eines Fangarmes deuten. Gelegentlich lassen sich fossil auch Tintenbeutel und Tinte nachweisen.

Schwarzschiefer der Mittelkreide

Mastigophora ? SKr35 Helgoland

Die bisher aus Helgoland bekannten Teuthoideen sind vier, möglicherweise auch fünf, Gattungen zuzuordnen: Mastigophora, Plesioteuthis, Boreopeltis, Maioteuthis und ?Trachyteuthis (Engeser & Reitner 1985). Diese ungewöhnlich reiche Teuthoideenfauna kann auf die besondere Erhaltung im Helgoländer “Töck” (Stühmer et al. 1982) zurückgeführt werden, der eine Konservatlagerstätte im Sinn des Konzeptes der Fossillagerstätten sensu Seilacher (1990) darstellt. Der fossile Kalmar der Geowissenschaftlichen Sammlung ist bislang wissenschaftlich unbeschrieben, er kann vorläufig als Mastigophora? bestimmt werden.
Das Fossil stammt aus dem “Töck,” einem etwa 1 m mächtigen Schwarzschieferhorizont aus dem unteren Apt (Bartenstein & Kaever 1973). Der “Töck” ist mit dem Fischschiefer zu korrelieren, der aus dem östlichen Teil des Niedersächsischen Beckens gut bekannt ist. Diese Schwarzschiefer werden als anoxische Sedimente interpretiert die unter stagnierenden Wasserbedingungen abgelagert wurden. Vermutlich führte eine geringfügige Reduzierung der Salinität des Oberflächenwassers zu einer salinaren Stratifizierung (Mutterlose & Böckel 1998). Dieses führte zu einer Ansammlung organischer Materie am Meeresgrund, deshalb sind die Schwarzschiefer reich an organischem Kohlenstoff (Corg). Obgleich der Töck bzw. der Fischschiefer mit dem global verbreiteten Oceanic Anoxic Event 1a (OAE 1a) korreliert werden kann, deuten einige Autoren seine Entstehung als durch regionale Faktoren gesteuert.

Literatur:

  • Bartenstein, H. & Kaever, M. (1973): Die Unterkreide von Helgoland und ihre mikropaläontologische Gliederung. – Senckenbergiana Lethaea 54: 207-264.
  • Engeser, T. & Reitner, J. (1985): Teuthiden aus dem Unterapt (“Töck”) von Helgoland (Schleswig-Holstein, Norddeutschland). – Paläontologische Zeitschrift 59(3/4): 245-260.
  • Mutterlose, J. & Böckel, B. (1998): The Barremian-Aptian interval in NW Germany: a review. – Cretaceous Research 19: 539-568.
  • Seilacher, A. (1990): Taphonomy of Fossil-Lagerstätten. – In: Briggs, D. E. G. & Crowther, P. R. (Hrsg.): Palaeobiology – a synthesis, Oxford, Blackwell, 266-270.
  • Stühmer, H. H., Spaeth, C. & Schmid, F. (1982): Fossilien Helgolands, Teil 1: Trias und Unterkreide. – Otterndorf, Niederelbe-Verlag, 184.