Bernstein und Inklusen

Bernstein GSUB I40
Bernstein GSUB I40

Unter dem Bernstein fasst man fossile Harze zusammen. Die ältesten Harze stammen aus dem Karbon und sie somit mehr als 300 Millionen Jahre alt. Klebt Harz an der Oberfläche, z.B. eines Baumes, bleiben gelegentlich Tiere oder Pflanzen in der klebrigen Substanz hängen. Mit etwas Glück werden diese Reste von nachfolgendem Harzfluß eingeschlossen und überdauern als Inklusen Jahrmillionen. Solche Inklusen kennt man jedoch erst seit der Trias, also seit etwas mehr als 200 Millionen Jahren. Es gibt demnach ganz unterschiedliche Bernsteinarten, die in verschiedenen Zeiten der Erdgeschichte auftreten. Für den nordeuropäischen Raum ist der baltische Bernstein am wichtigsten, die meisten der in der Geowissenschaftlichen Sammlung aufbewahrten Inklusen stammen aus diesem fossilen Harz, dass ca. 35-40 Millionen Jahre alt ist.

Baltischer Bernstein

GSUB 9/116
GSUB 9/116

Der baltische Bernstein ist Harz von Nadelbäumen und wird in der Regel einer einzigen Kiefernart (Pinus sucifera) zugeschrieben. Vor ca. 35-40 Millionen Jahren, im oberen Eozän des Tertiär, erstreckte sich über große Teile Skandinaviens und der heutigen Ostsee der Bernsteinwald, der dieses Harz produzierte (in der Grafik grün dargestellt). Schon bald nach der Ablagerung des fossilen Harzes begann die Verfrachtung aus dem Ursprungsgebiet, dem Bernsteinwald. Zunächst gelangten Millionen von Harzstücke durch Meeresströmungen in das heutige Kaliningrad Oblast in Russland und angrenzende Gebiete im östlichen Polen (grün gepunktet). Später wurde durch das Meer, Flüsse (rot gepunktet) und durch die Gletscher der Eiszeit (blaue Pfeile) Bernstein bis nach Ostengland und weit nach Norddeutschland hinein umgelagert.

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  • Lehmann, J. (1994): Mineralien aus Rheine und Umgebung. – Rheine gestern, heute, morgen 32(2/93): 6-15.

 

Bernsteininklusen

Spinne Bernstein GSUB I40
Spinne Bernstein GSUB I40

Die Geowissenschaftliche Sammlung besitzt etwa 80 Stücke mit Inklusen aus dem baltischen Bernstein. Dieses umfasst sowohl pflanzliche, als auch tierische Reste. Unter den pflanzlichen Fossilien finden sich sowohl Nachweise von Coniferen, als auch Laubbäumen. Unter den tierischen Resten überwiegen die Insektenfunde, zu nennen sind Käfer, Schmetterlinge, Hautflügler, Zweiflügler, und Geradflügler. Darüber hinaus sind Spinnen- und Krebstiere durch Fossilien belegt. Herausragende Funde sind die einzige ausgewachsene Zecke im baltischen Bernstein und Kotballen von Termiten, die Weidner (1956) beschrieb. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die in der Sammlung fossil belegten Organismengruppen.

Tierische Inklusen Klasse/Ordnung
(deutsche Bezeichnung)
Klasse/Ordnung
(wissenschaftlicher Name)
Tiergruppe
Käfer Coleoptera
Schmetterlinge Lepidoptera
Hautflügler Hymenoptera
Zweiflügler Diptera
Geradflügler Orthoptera Orthopteren, Termiten, Zikaden
Spinnenartige und Skorpione Arachnida Weberknechte, Webespinnen, Zecken
Krebse Crustacea Asseln
Pflanzliche Inklusen Klasse/Ordnung
(deutsche Bezeichnung)
Klasse/Ordnung
(wissenschaftlicher Name)
Nadelbäume Coniferophyta
Laubgewächse Dicotyledonae

Lediglich drei Stücke unserer Inklusensammlung stammen aus dem Vorkriegsbestand des Bremer Übersee-Museums, alle anderen wurden nach 1959 angekauft. Zum einen wurde Material von der Bernstein-Manufaktur in Hamburg erworben, einige Stücke stammen auch von Dr. T. Kruckow der sie zum Teil in Berlin erwarb. Die meisten Inklusen stammen jedoch aus dem Nachlass des Physiologieprofessors Dr. Weiss. Letztere wurden durch Dr. T. Kruckow 1955 für das Bremer Übersee-Museum von seiner Witwe angekauft.

  • Weidner, H. (1956): Kotballen von Termiten im Bernstein. – Veröffentlichungen aus dem Übersee-Museum in Bremen: 363-365.