Schließmundschnecken, Clausilien

Clausilien sind kleinwüchsige Landschnecken, die auch unter der Bezeichnung Schließmundschnecken bekannt sind. Die Gehäuse der meisten Arten sind nur wenige Millimeter lang, die wenigsten Schalen erreichen mehr als 2 cm Länge. Clausilien lieben feuchte Orte, z.B. nasse Baumstämme, Gestein oder Gartenmauern. Deshalb lassen sie sich besonders früh am Morgen oder nach Regenfällen beobachten. Ihr turmförmiges kleines Gehäuse ermöglicht es ihnen bei Trockenheit sich in feinste Ritzen im Gestein, in der Baumrinde oder auch im Bodenlaub des Waldes zu verstecken. Clausilien ernähren sich als Weidegänger von Algen.

Clausilien

Wie nahezu alle Landlungenschnecken sind Schließmundschnecken Zwitter. Selbst für den Laien sind Clausilien meist leicht von anderen Schnecken zu unterscheiden, da die überwiegende Mehrzahl der Arten linksgewundene Gehäuse besitzt. Ihren Namen verdanken die Clausilien einer löffelförmigen Kalkplatte, dem Clausilium, die sich an der Schalenöffnung (Mündung) des Tieres befindet. Diese Platte verschließt das Gehäuse, aber durch einen elastischen Fortsatz kann die Schnecke diesen Deckel an die Gehäuseinnenwand drücken und so seinen Körper aus der Gehäusemündung strecken.

Albinaria maltzani GSUB g9139

Die Clausilien der Geowissenschaftlichen Sammlung stammen in erster Linie von zwei Sammlern: Bernhard Schmacker und Dr. Gerhard von dem Busch. Ihr Material sammelten sie hauptsächlich zwischen Mitte und Ende des vorletzten Jahrhunderts.

Clausilien der Sammlungen von dem Busch und Schmacker

Clausilienschublade

Die Clausilien sind mit fast 2000 Einträgen bereits vollständig in der Sammlungsdatenbank erfaßt. Hinter dieser Zahl stehen mehrere Tausend Einzelstücke, da sich hinter den meisten Einträgen weit mehr als ein Exemplar verbirgt.
Schließmundschnecken treten hauptsächlich auf dem Balkan, in Griechenland, der Türkei und im Kaukasus auf. Dieses spiegelt sich zum Teil auch in der tabellarischen Übersicht eines kleinen Teiles des Sammlungsbestandes wieder. Diese Auswahl ist jedoch willkürlich und kann nicht die Fülle der Fundorte und auch nicht die Artenvielfalt erfassen. Das Clausilien-Material der Geowissenschaftlichen Sammlung, insbesondere das von Dr. Gerhard von dem Busch gesammelte, stammt jedoch nicht nur aus dem Hauptverbreitungsgebiet dieser Schneckengruppe, sondern aus aller Welt. Dieses ist einer der Aspekte die den besonderen Wert und die Einmaligkeit der Sammlung ausmachen. Die Herkunftsländer umfassen z.B. auch Afghanistan, Australien, Burma, China, dem Himalaya, Indien, Indonesien, Jamaika, Kuba, Neuseeland, Taiwan, Tanzania, Vietnam und die USA.

Berücksichtigt man, daß Clausilien vor allem für Südosteuropa typisch sein sollen, ist der asiatische Raum in der Sammlung überrepräsentiert. Dieses ist durch die rege Sammeltätigkeit von Schmacker zu erklären, der als Bremer Kauffmann Jahrzehntelang in Ostasien lebte und in seiner Freizeit Schnecken sammelte.

Herilla bosmiensis GSUB g9136

Die folgende Tabelle stellt beispielhaft einige Schnecken aus der Familie der Clausiliidae aus der Geowissenschaftlichen Sammlung vor.

Art Land Fundregion/Fundort Sammler
Albinaria caerulea China San-tu, Kiangsi Schmacker
Albinaria doertleri Zypern Kophinou, Troodos Oberwimmer
Albinaria thiesseana Griechenland Pátrai (Patras), Peloppones Schmacker
Alpoia straminicollis Rumänien Bucsecs Schmacker
Alopia bogatensis Rumänien Krizpa Schmacker
Balea glauca Iran Chukak von dem Busch
Clausilia loczyi Vietnam Tong King Schmacker
Clausilia phalerata Polen Alpe Stoczek Jantzen
Delima (Montenegrina) cattaroensis Yugoslawien Cattaro (Kotor), Montenegro Oberwimmer
Delima ornata Italien Comer See, Lombardei von dem Busch
Euphaedusa faberi Japan Omi-shima, vor Yamaguchi Schmacker
Euphaedusa nigricans Deutschland Thüringen von dem Busch
Euxina pumiliformis Russland Berg Chugush, Kaukasus Schmacker
Gracilaria filograna Italien Triest Schmacker
Idyla (I.) bicristata Griechenland Olymp von dem Busch
Idyla kephissiae Griechenland Attica von dem Busch
Iphygena bidentata Türkei Marmara Inseln Schröder
Iphigena concilians Ungarn Szabolcs von dem Busch
Iphigena lineolata Deutschland Bayern von dem Busch
Iphigena lineolata Italien Mte Zebio, Venetien Oberwimmer
Iphigena plicatula Deutschland Bielefeld, Nordrhein-Westfalen Schröder
Lacinaria (Strigilecula) cana Deutschland Bayern von dem Busch
Medora kutschigii Kroatien Brezcia, Dalmatien von dem Busch
Papillifera solida Libanon Beirut Schmacker
Phaedusa acoidula Russland Kaukasus von dem Busch
Phaedusa corpulenta Kroatien Brezcia, Dalmatien von dem Busch
Phaedusa corticina Kroatien Dalmatien von dem Busch
Phaedusa elata Rumänien/Ukraine Bukowina von dem Busch
Phaedusa gastrolepta Kroatien Dalmatien von dem Busch
Phaedusa pachygastris Italien Torre de Meloria von dem Busch
Phaedusa saxatiles Deutschland Zwischenahner Meer, Niedersachsen von dem Busch
Phaedusa senilis Griechenland Korfu von dem Busch
Phaedusa succinata Rumänien Karpaten von dem Busch
Phaedusa viridana Syrien Muhajjah von dem Busch
Pirostoma densestriata Österreich Alpen von dem Busch
Prosopeas (P.) erectus China Hongkong Schmacker
Selenoptyx inversiluna Japan Nago, Okinawa Loosjes
Tropidauchenia orientalis Indonesien Java von dem Busch

Literatur

  • Borcherding, F. (1901): Diagnosen neuer Achatinellen-Formen von der Sandwichinsel Molokai. – Nachrichtsblatt der Deutschen Malakologischen Gesellschaft 1901: 52-58.
  • – (1910): Monographie der auf den Sandwichinsel Kauai lebenden Molluskengattung Carelia. – Abhandlungen der Senckenbergischen Gesellschaft 32: 225-251.
  • Kuster-Wendenburg, E. (1999): Der Bremer Stein und die Dinosaurier. Die Geschichte einer Sammlung. – 95; Aschenbeck & Holstein, Bremen.