Schließmundschnecken, Clausilien
Clausilien sind kleinwüchsige Landschnecken, die auch unter der Bezeichnung Schließmundschnecken bekannt sind. Die Gehäuse der meisten Arten sind nur wenige Millimeter lang, die wenigsten Schalen erreichen mehr als 2 cm Länge. Clausilien lieben feuchte Orte, z.B. nasse Baumstämme, Gestein oder Gartenmauern. Deshalb lassen sie sich besonders früh am Morgen oder nach Regenfällen beobachten. Ihr turmförmiges kleines Gehäuse ermöglicht es ihnen bei Trockenheit sich in feinste Ritzen im Gestein, in der Baumrinde oder auch im Bodenlaub des Waldes zu verstecken. Clausilien ernähren sich als Weidegänger von Algen.
Wie nahezu alle Landlungenschnecken sind Schließmundschnecken Zwitter. Selbst für den Laien sind Clausilien meist leicht von anderen Schnecken zu unterscheiden, da die überwiegende Mehrzahl der Arten linksgewundene Gehäuse besitzt. Ihren Namen verdanken die Clausilien einer löffelförmigen Kalkplatte, dem Clausilium, die sich an der Schalenöffnung (Mündung) des Tieres befindet. Diese Platte verschließt das Gehäuse, aber durch einen elastischen Fortsatz kann die Schnecke diesen Deckel an die Gehäuseinnenwand drücken und so seinen Körper aus der Gehäusemündung strecken.
Die Clausilien der Geowissenschaftlichen Sammlung stammen in erster Linie von zwei Sammlern: Bernhard Schmacker und Dr. Gerhard von dem Busch. Ihr Material sammelten sie hauptsächlich zwischen Mitte und Ende des vorletzten Jahrhunderts.
Clausilien der Sammlungen von dem Busch und Schmacker
Die Clausilien sind mit fast 2000 Einträgen bereits vollständig in der Sammlungsdatenbank erfaßt. Hinter dieser Zahl stehen mehrere Tausend Einzelstücke, da sich hinter den meisten Einträgen weit mehr als ein Exemplar verbirgt.
Schließmundschnecken treten hauptsächlich auf dem Balkan, in Griechenland, der Türkei und im Kaukasus auf. Dieses spiegelt sich zum Teil auch in der tabellarischen Übersicht eines kleinen Teiles des Sammlungsbestandes wieder. Diese Auswahl ist jedoch willkürlich und kann nicht die Fülle der Fundorte und auch nicht die Artenvielfalt erfassen. Das Clausilien-Material der Geowissenschaftlichen Sammlung, insbesondere das von Dr. Gerhard von dem Busch gesammelte, stammt jedoch nicht nur aus dem Hauptverbreitungsgebiet dieser Schneckengruppe, sondern aus aller Welt. Dieses ist einer der Aspekte die den besonderen Wert und die Einmaligkeit der Sammlung ausmachen. Die Herkunftsländer umfassen z.B. auch Afghanistan, Australien, Burma, China, dem Himalaya, Indien, Indonesien, Jamaika, Kuba, Neuseeland, Taiwan, Tanzania, Vietnam und die USA.
Berücksichtigt man, daß Clausilien vor allem für Südosteuropa typisch sein sollen, ist der asiatische Raum in der Sammlung überrepräsentiert. Dieses ist durch die rege Sammeltätigkeit von Schmacker zu erklären, der als Bremer Kauffmann Jahrzehntelang in Ostasien lebte und in seiner Freizeit Schnecken sammelte.
Die folgende Tabelle stellt beispielhaft einige Schnecken aus der Familie der Clausiliidae aus der Geowissenschaftlichen Sammlung vor.
Art | Land | Fundregion/Fundort | Sammler |
Albinaria caerulea | China | San-tu, Kiangsi | Schmacker |
Albinaria doertleri | Zypern | Kophinou, Troodos | Oberwimmer |
Albinaria thiesseana | Griechenland | Pátrai (Patras), Peloppones | Schmacker |
Alpoia straminicollis | Rumänien | Bucsecs | Schmacker |
Alopia bogatensis | Rumänien | Krizpa | Schmacker |
Balea glauca | Iran | Chukak | von dem Busch |
Clausilia loczyi | Vietnam | Tong King | Schmacker |
Clausilia phalerata | Polen | Alpe Stoczek | Jantzen |
Delima (Montenegrina) cattaroensis | Yugoslawien | Cattaro (Kotor), Montenegro | Oberwimmer |
Delima ornata | Italien | Comer See, Lombardei | von dem Busch |
Euphaedusa faberi | Japan | Omi-shima, vor Yamaguchi | Schmacker |
Euphaedusa nigricans | Deutschland | Thüringen | von dem Busch |
Euxina pumiliformis | Russland | Berg Chugush, Kaukasus | Schmacker |
Gracilaria filograna | Italien | Triest | Schmacker |
Idyla (I.) bicristata | Griechenland | Olymp | von dem Busch |
Idyla kephissiae | Griechenland | Attica | von dem Busch |
Iphygena bidentata | Türkei | Marmara Inseln | Schröder |
Iphigena concilians | Ungarn | Szabolcs | von dem Busch |
Iphigena lineolata | Deutschland | Bayern | von dem Busch |
Iphigena lineolata | Italien | Mte Zebio, Venetien | Oberwimmer |
Iphigena plicatula | Deutschland | Bielefeld, Nordrhein-Westfalen | Schröder |
Lacinaria (Strigilecula) cana | Deutschland | Bayern | von dem Busch |
Medora kutschigii | Kroatien | Brezcia, Dalmatien | von dem Busch |
Papillifera solida | Libanon | Beirut | Schmacker |
Phaedusa acoidula | Russland | Kaukasus | von dem Busch |
Phaedusa corpulenta | Kroatien | Brezcia, Dalmatien | von dem Busch |
Phaedusa corticina | Kroatien | Dalmatien | von dem Busch |
Phaedusa elata | Rumänien/Ukraine | Bukowina | von dem Busch |
Phaedusa gastrolepta | Kroatien | Dalmatien | von dem Busch |
Phaedusa pachygastris | Italien | Torre de Meloria | von dem Busch |
Phaedusa saxatiles | Deutschland | Zwischenahner Meer, Niedersachsen | von dem Busch |
Phaedusa senilis | Griechenland | Korfu | von dem Busch |
Phaedusa succinata | Rumänien | Karpaten | von dem Busch |
Phaedusa viridana | Syrien | Muhajjah | von dem Busch |
Pirostoma densestriata | Österreich | Alpen | von dem Busch |
Prosopeas (P.) erectus | China | Hongkong | Schmacker |
Selenoptyx inversiluna | Japan | Nago, Okinawa | Loosjes |
Tropidauchenia orientalis | Indonesien | Java | von dem Busch |
Literatur
- Borcherding, F. (1901): Diagnosen neuer Achatinellen-Formen von der Sandwichinsel Molokai. – Nachrichtsblatt der Deutschen Malakologischen Gesellschaft 1901: 52-58.
- – (1910): Monographie der auf den Sandwichinsel Kauai lebenden Molluskengattung Carelia. – Abhandlungen der Senckenbergischen Gesellschaft 32: 225-251.
- Kuster-Wendenburg, E. (1999): Der Bremer Stein und die Dinosaurier. Die Geschichte einer Sammlung. – 95; Aschenbeck & Holstein, Bremen.