Dinosaurierfährten

faehrte2Aus dem Obernkirchen Sandstein (Unterkreide) von Obernkirchen, westlich von Hannover, stammt die 148×120 cm große Platte mit Fährten von Dinosauriern. Bei dem Erzeuger handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um den Dinosaurier Iguanodon. Er lebte an der Wende zwischen der Jura- und der Kreidezeit, vor etwa 135 Millionen Jahren. Die Fährten zeigen Fußabdrücke von Dinosauriern in mindestens zwei Richtungen, die Länge der Fußabdrücke schwankt zwischen 20 und 40 cm. Die Abdrücke wurden von mindestens vier verschiedenen, noch nicht voll ausgewachsenen Tieren in den Grund getreten und bestätigen, dass dieser Dinosaurier in der Unterkreide Norddeutschlands im Vergleich zu anderen Gattungen häufig war und sich zumindest die nicht ausgewachsenen Exemplare zweifüßig fortbewegt haben. Durch Dinosaurierfährten wie die Bremer Gesteinsplatte wissen wir vieles über die Lebensweise und Fortbewegung der Dinosaurier, was allein anhand von Skeletten nicht oder nur sehr eingeschränkt abzuleiten gewesen wäre. Durch die detaillierte Untersuchung von Fährten hat sich das Bild der Dinosaurier in den letzten Jahrzehnten deutlich gewandelt. Heute wissen wir dass es sich nicht um schwerfällige Riesen handelte die zum Aussterben verdammt waren, sondern um eine dynamische Tiergruppe mit großem stammesgeschichtlichen Erfolg. Die Bremer Fährtenplatte macht es wahrscheinlich, dass Iguanodon ein Dinosaurier war der meist gesellig lebte und so auch Schutz vor räuberischen Dinosauriern (Theropoden) fand. In Ergänzung zur Lebensweise zeigen Skelettfunde von Iguanodon eine Spezialisierung des Gebisses und deuten somit auf eine pflanzenfressende Ernährung hin.

Entstehung von Fährten im Obernkirchen Sandstein

Entstehung von Fährtenplatten
Entstehung von Fährtenplatten im Obernkirchen Sandstein (aus Lehmann 1978)

Der Obernkirchen Sandstein der Bückeberg-Formation gehört in die Unterkreide-Stufe des Berriasium. Die Fährtenplatte stammt aus dem noch aktiv im Abbau befindlichen Steinbruch des Steinbruchareals der Obernkirchener Sandsteinbrüche GmbH am Schauenstein bei Obernkirchen, östlich von Bückeburg in Niedersachsen und wurde im September 2002 bei der Vertiefung des Steinbruchs gefunden (Lehmann 2003). Die Fährten sind auf unserer Spurenplatte erhaben, dass heißt sie stehen aus der Plattenoberfläche heraus. Dies ist der Schlüssel zur Frage der Erhaltungsbedingungen der Obernkirchener Fährten. Es handelt sich bei der Schauseite der Platte nämlich um die ursprüngliche Plattenunterseite. Ursprünglich sind die Dinosaurierfüße in den weichen, nachgiebigen Grund getreten worden welcher an der Lokalität Obernkirchen teilweise unter flacher Wasserbedeckung lag und in anderen Fällen auch trockengefallen sein mag. Das Material, welches der Last der Dinosaurierfußabdrücke nachgab war feinsandig, siltig oder tonig. Im flachen Wasser wurde in diese so entstandenen Hohlformen sandiges Material eingeschwemmt. Im Zuge der Diagenese verfestigte sich der Sand zu Sandstein, wohingegen die feinkörnigen Schichten heute unverfestigt vorliegen. Beim Abbau der Sandsteinbänke zerbröckeln dann letztere. Aus diesem Grund bleiben so in der Regel nur die Ausfüllungen der Dinosaurierfußabdrücke auf den Schichtunterseiten erhalten.
Nach Dollo (1906) spricht die undeutliche Abprägung der Fußballen der Fährtenplatte für einen raschen Lauf der Tiere. Bei ruhigem Gehen hätten sich Ballen und Umriss des Hinterfußes wahrscheinlich deutlich besser abgeprägt und bei längerem Stehen prägen sich die Vorderenden des Fußes nicht oder nur undeutlich ab und die Trittsiegel bestehen aus jeweils vier rundlich-ovalen Abdrücken.

Literatur:

  • Dollo, L. (1906): Les allures des Iguanodons d’après les empreintes des pieds et de la queue. – Bulletin Scientifique France-Belgique 40(5e série, vol. 4): 1-12.
  • Lehmann , U. (1978): Eine Platte mit Fährten von Iguanodon aus dem Obernkirchener Sandstein (Wealden). – Mitteilungen aus dem Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Hamburg 48: 101-114.
  • Lehmann , J. (2003): Dinosaurierfährten aus dem Obernkirchen Sandstein (Unterkreide, Berriasium) in der Geowissenschaftlichen Sammlung der Universität Bremen. – Abhandlungen herausgegeben vom Naturwissenschaftlichen Verein zu Bremen.
  • Lehmann , J. (2006): Dinosaurier – Spuren einer vergangenen Welt. Münchehagen, der Bremer Stein und die Saurierfährten. Bremen . – Haus der Wissenschaft 3: 91 p.; Bremen .
  • Lehmann, J., Krogmann, M., Richter, U. & Broschinski, A. (2006): Neue Dinosaurierfährten vom Rang eines Naturdenkmals in den Sandsteinen der Bückeberg Formation (Unterkreide, Berriasium) von Münchehagen (Niedersachsen). – Abhandlungen herausgegeben vom Naturwissenschaftlichen Verein zu Bremen 46: 27-38.
  • Richter, U., Richter, A., Lehmann, J. (2007): Fährtensucher auf der Dinospur in den Rehburger Bergen. – Fossilien 24: 11-20.