Große Mineralstufen

stufe1Kristalle, die auf Gesteinsstücken angeordnet sind oder als Mineralaggregate vorliegen, werden als Mineralstufen bezeichnet. Dabei können mehrere Arten von Mineralen auf einer Stufe vorhanden sein, je nach vorherrschendem Mineral spricht man z.B. von Bergkristall- oder Turmalinstufen. Sind Mineralstufen von hohem ästhetischem Wert und für die öffentliche Präsentation geeignet, spricht man auch von Schaustufen.

Weiterhin können Minerale auch in Form von Drusen vorliegen. Drusen sind Hohlräume im Gestein, die mit Kristallen ganz oder teilweise ausgefüllt sind. Solche Gesteinshohlräume können durch unterschiedliche Vorgänge entstanden sein. Eine Möglichkeit der Entstehung wäre z.B. der Einschluß von Gasblasen in flüssigem Magma, daß später zu Gestein erstarrt ist. Häufig entstehen auch Hohlräume durch Vorgänge der Gebirgsbildung (Tektonik) an der Nahtstelle zweier Gesteinspakete, die sich gegeneinander verschieben. In diesem Fall spricht man von Klufthohlräumen. Bekannte Beispiele für Drusenbildungen sind Amethystdrusen aus Brasilien oder Achatdrusen aus Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz.

Die Geowissenschaftliche Sammlung erhielt 1997 eine besonders wertvolle Sammlung großer Mineralstufen und -drusen – die Sammlung von Arthur von Gwinner.

Die Sammlung von Gwinner
stufe2Die Sammlung des ehemaligen Bankdirektor Arthur von Gwinner hat eine wechselvolle Geschichte durchlaufen. Die ersten Stücke gingen bereits 1883 in die Sammlung von Gwinner ein, als Arthur von Gwinner noch als Angestellter einer Bank in Madrid arbeitete. Er wurde eines Tages von einem Catalanen aufgesucht, der ihm Erze mit einem gewissen Gehalt an Kupfer- und Nickel vorlegte. Arthur von Gwinner wurde gebeten, den Abbau dieser Lagerstätten in der Nähe von Malaga im Süden von Spanien zu finanzieren und zu managen. Schon in dieser Zeit hatte er ein Eigeninteresse an Mineralien und so willigte er risikofreudig ein ohne den Abbauort zuvor gesehen zu haben. Nach ersten Anzahlungen blieben jedoch die Rückmeldungen aus und von Gwinner fuhr selbst zum besagten Gewinnungsort der Lagerstätte. Er traf den überraschten Catalanen und nach einer gemeinsamen Geländebegehung stand für ihn fest, daß sich mit den Minen kein großes Geschäft machen lies. Einige Jahre später verkaufte er die Minen verlustfrei weiter.

Später verlief von Gwinners Karriere erfolgreicher und so kaufte er sich um 1910 einen Landsitz bei Berlin auf dessen Gelände er einen Pavillon errichten lies, in dem seine zwischen 1902 und 1911 angekauften Minerale Platz fanden. Unter den mehr als 2000 Exponaten waren unter anderem farbige Turmaline aus Brasilien, Topase und goldhaltiger Quarz aus dem Ural, Bleiglanz aus Missouri, Arizona und dem Harz. Durch die Bodenreform in der ehemaligen DDR gelangten die Stücke um 1960, durch einen Geologen verpackt, über Greifswald nach Wismar und schließlich nach Halle. Dort wurde sie vom Enkel von Arthur von Gwinner, Dr. Wolfgang Klingler, nach der Wiedervereinigung Deutschlands aufgespürt und 1997 der Universität Bremen als Dauerleihgabe vermacht.

Die folgende Auflistung von Stücken aus der Sammlung von Gwinner ist selektiv. Hier kann die gesamte Palette der 1162 verschiedenen Mineralfunde nicht dargestellt werden, die Tabelle läßt jedoch die Vielfalt an verschiedenen Fundorten und Mineralen erahnen, die die Sammlung umfaßt. Aufgrund ihres hohen Schauwertes werden die Stücke aus der Sammlung von Gwinner regelmäßig in der Öffentlichkeitsarbeit des Fachbereiches Geowissenschaften der Universität Bremen eingesetzt.

Mineral Fundort Land
Antimonit Przibram, Böhmen Tschechische Republik
Arsenopyrit O’radua Ungarn
desgleichen Freiberg in Sachsen Deutschland
Aquamarin Tirol Österreich
Calamin Chihuahua Mexiko
Disthen Pisafornia Ch’ironico, Tessin Schweiz
Enhydros Santa Eugenia Uruguay
Fluorit Durham, Cumberland Großbritannien
desgleichen St. Andreasberg im Harz Deutschland
Franklinit Franklin Fornace, New Jersey USA
Gips Madrid Spanien
Goethit Herdorf, Westfalen Deutschland
Gold Ballarat, Victoria Australien
desgleichen Beresowsk, Ural Russland
Granat Bodö Norwegen
Hämatit Rio Marina, Elba Italien
Ilmenit Springhofe Namibia
Kupfer Bergmannstrost, Hessen Deutschland
Lazulith Werfen, Salzachtal Österrreich
Magnetit Lappland Schweden
Olivenit Collahuasi Chile
Orthoklas Janckamiyana, Omi Japan
desgleichen Baveno Italien
Pyrit Biskra Algerien
Pyroxen Horgaard Finnland
Rhodochrosit Sequache County, Colorado USA
Tetraedrit Huanchaca, Pulacayo Bolvien
Turmalin Wakefield, Quebec Kanada
Wismut Schneeberg, Sachsen Deutschland
Zinnober Idria, Kalifornien USA

Literatur

  • Spangenberg, P. (1998): “Mit Sachverstand und Schönheitssinn”. – Weser-Kurier, Nr. 222: 14; Bremen.
  • Kuster-Wendenburg, E. (1999): Der Bremer Stein und die Dinosaurier. Die Geschichte einer Sammlung. – 95; Aschenbeck & Holstein, Bremen.